Wie ich immer wieder mitbekomme, bin ich nicht die Einzige, die mit Nörgeln zu kämpfen hat. Egal, ob ich die bin, die schimpft oder ob mich jemand anmotzt: Es ist und bleibt unerfreulich und für alle unbekömmlich und belastet auf Dauer jede Beziehung.
Inhaltsverzeichnis
Warum können wir Meckern nur schwer lassen, auch wenn wir wissen, dass es lediglich schadet? Weil wir es so kennen? Weil auch wir so erzogen wurden? Weil uns im Stress nur diese unglückliche Notstrategie zur Verfügung steht?
Der Automatismus
Zum einen, weil unser Gehirn permanent abcheckt, ob irgendetwas in unserer Umgebung/Leben potenziell gefährlich ist. Diese Gefahr wird sofort ins Spotlight unserer Aufmerksamkeit gerückt. Dann sehen wir wie unterm Vergrößerungsglas alles, was nicht in Ordnung ist, nicht erledigt wurde und deshalb fehlt. Grrr…
Mit dem Fachwort heißt das „Objekt-Erkennungs-Fähigkeit“. Sie gehört zu den vier Systemen unserer Persönlichkeit, mit denen wir das Leben meistern. Statt dieses fachlichen Begriffs nutze ich lieber den Ausdruck „Fehlerzoom“. Diese Beschreibung (stammt von Maja Storch) charakterisiert trefflich die Eigenschaften: wir sehen wie unter der Lupe alles, was irgendwie fehlerhaft – und damit gefährlich – ist. Es nimmt dadurch unseren gesamten Blick ein und wir können das Gute, Erledigte usw. nicht sehen.
Der Fehlerzoom warnt uns also…
Wir reagieren darauf…
Meistens in unerfreulicher Weise 🙄
Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, als ich meinen Sohn morgens für die Schule weckte. Egal, wie sehr ich es mir auch vorgenommen hatte, ihn freundlich und liebevoll zu wecken. Sobald ich sein Zimmer betrat, sah ich nur noch (wahlweise):
die auf einem Haufen liegenden feuchten Handtücher,
die schon lange fehlenden Tupper-Schüsseln mit verschimmelten Inhalten
achtlos hingeschmissene Schulbücher und Hefte
und ähnliches
Im Sekundenbruchteil verwandelte ich mich von der liebevollen Mutter in einen keifenden Drachen. Kein schöner Tagesbeginn für mein armes Kind.
Du verstehst, warum es mir ein Anliegen wurde, Strategien gegen fruchtloses Gemotze zu finden. Allerdings – auch wenn niemand eine Mecker-Atmosphäre mag – die große Frage bleibt:
Wie bekomme ich meine Lieblinge – auch die erwachsenen – dazu, ihre Aufgaben zu erledigen ohne ständiges Nölen? Wie kann ich Ärger abprallen lassen?
Hier einige Strategien, die mir schon geholfen haben:
1. Bestehe nicht darauf, dass die Aufgabe in deinem Zeit-Verständnis getan wird.
Statt zu sagen: „Du räumst diese Kartons noch heute in den Keller!“, versuch es doch mit: „Wann planst du das mit den Kartons zu erledigen?“
Wenn möglich, erkläre, warum etwas zu einer bestimmten Zeit erledigt sein sollte:
„Schaffst du es, die Kartons aus dem Gästezimmer zu räumen, bevor deine Familie am Wochenende zu Besuch kommt?“ Das erspart es, den Partner/die Partnerin zu kritisieren.
2. Verteile Aufgaben anhand der persönlichen Prioritäten
Schon als Kind liebte ich blanke Waschbecken und glänzende Wasserhähne. Daher machte mir die Aufgabe, das Bad zu putzen, weitaus mehr Spaß als alle anderen Hausarbeiten, die in der Familie verteilt wurden. Noch heute ist es die Aufgabe, die ich vorrangig übernehme.
Meinen Mann stört hingegen eine unaufgeräumte Küche, weshalb er sie öfter in Ordnung bringt, wo sie für mich noch total in Ordnung aussieht. 😊
3. Gib dich mit Teilsiegen zufrieden
Vielleicht stellt dein Kind/dein Schatz die Teller nicht in die Geschirrspülmaschine. Aber sie aus dem Kinder-/Wohnzimmer bis zur Spüle zu tragen, ist schon eine große Verbesserung.
4. Kein Genörgle von der Seitenlinie
Wenn dein Partner die Kinder angezogen bekommt: Kritisier nicht das Outfit. Wenn du etwas in deiner Art getan haben willst, dann tu es selbst.
5. Werde dir deiner Verzerrungen bewusst
Wir alle glauben – hin und wieder – besser als der Durchschnitt zu sein. Dieser „Above Average-Effekt“ führt dazu, dass wir unsere Arbeitsleistung überschätzen und die der anderen als zu gering einstufen. Tja, und dann haben wir doch genügend Gründe, um zu motzen, wenn wir die Einzigen sind, die hier was schaffen…
6. Denk darüber nach, wie Geld dir vielleicht ein wenig Zufriedenheit kaufen kann
Finde zum Beispiel einen Teenager, der dir den Rasen mäht. Oder eine Putzhilfe, die einmal wöchentlich vorbeischaut. Könntest du vielleicht ab und an abends einen Lieferservice ordern, statt erschöpft (und schimpfend) nach eines langen Tages Arbeit noch selbst zu kochen?
Ich weiß, Geld ist zurzeit häufig knapp. Aber Konflikte in Beziehungen zu verhindern, trägt enorm zur Lebensqualität bei. Aufhören zu meckern ist ein riesiger Schub für mehr Zufriedenheit und Glück in Beziehungen!
7. Am hilfreichsten: Mach es selbst!
Doch wäge gut dabei ab. Wenn du dich irgendwann wie ein Trottel fühlst, weil du ALLES machst, dann war und ist es zu viel des Guten.
Wenn dir etwas jedoch sehr wichtig ist, dann ist dir wahrscheinlich auch die Art und Weise, wie es getan wird, sehr wichtig. Dann ran an den Speck.
Übrigens verbessert das Aufhören-mit-dem-Meckern auch deine Beziehung zu dir selbst.
Wir bemerken oft gar nicht, wie häufig wir uns selbst beschimpfen und was das dann mit unserer Laune macht. Negative Gefühle wie zum Beispiel schlechte Laune aktivieren unvermeidlich den Fehlerzoom in unserem Gehirn!
Da du nun weißt, dass du dann nur noch Fehler (das Fehlende und das Negative) sehen kannst, verstehst du jetzt, warum wir in Folge nicht mehr so leicht aus dem Schimpfen und Nörgeln hinauskommen.
Statt dich also weiter über dich selbst zu ärgern – oder über die anderen – könntest du Folgendes tun:
Versetz dich immer wieder in gute Laune, das holt dich aus dem Fehlerzoom heraus. Bevor du also ins Zimmer deines unordentlichen Kindes gehst, lächle und erinnere dich, was du an deinem Kind schätzt und liebst. Und kleiner Extratipp: Konzentrier dich, wie goldig dein schlafendes Kind aussieht, statt den Zustand des Kinderzimmers wahrzunehmen.😉
Wie, glaubst du mir nicht? Der Anti-Ärger-Expertin?
Es ist tatsächlich die Wahrheit: Je länger ich auf meiner Forschungsreise rund um den Ärger unterwegs bin, desto mehr schätze ich diese Emotion.
Ein Beispiel? Gern. Ein guter Freund von uns saß – da Hochrisikopatient – über ein Jahr in freiwilliger Quarantäne. Allein, mit wenig Kontakten, obwohl er drei Kinder und eine Ex vorzuweisen hat.
Zwei der Kinder schneiden ihren Vater. Das dritte lebt verheiratet mit dem Enkelchen im Ausland und pflegt einen regelmäßigen Kontakt.
Traurig, oder? Oder vielleicht verdient?
Wie ich es sehe, nicht. Es gibt durchaus Familien, in denen der Kontaktabbruch ein gesundes Mittel zum Weiterleben ist. Doch hier? Unser Freund ist und war kein Familien-Tyrann, weder boshaft noch gemein.
Wenn „zu lieb sein“ das einzige Verbrechen ist
Das Verhalten der beiden erwachsenen Kinder, die mit ihrem Vater gebrochen und ihn aus ihrem Leben geschmissen haben, macht mich unglaublich zornig. Denn das einzige Verbrechen, dessen man den Vater beschuldigen kann:
er war zu lieb
zu nachgiebig
hat versucht, alle Wünsche zu erfüllen
und sich selbst im Laufe der Jahre immer weiter zurückgenommen.
Bis er im eigenen Haus – als sie noch zu viert zusammenlebten – nur noch einen Raum im Keller für sich nutzte.
Warum? Um des lieben Friedens willen.
Die schlimmste Angst wurde zur Realität
Familie und Gemeinschaft sind seine höchsten Werte. Um die Familienharmonie nicht zu gefährden, stellte er seine Bedürfnisse laufend zurück. Er sagte nicht Nein und wehrte sich auch nicht, wenn er angegriffen oder ihm etwas unterstellt wurde.
Das Ergebnis: Seine schlimmste Angst ist Realität geworden. Er ist allein.
Was geht respektlosem Verhalten voraus? Lieb zu sein, reicht nicht im zwischenmenschlichen Umgang. Freundlich zu sein erscheint weich(lich) und erzeugt keinen Respekt.
Spectare (lateinisch) bedeutet: betrachten, anschauen, ansehen und respectio: Rückschau, Einschätzung, Betrachtung. Wenn ich immer nachgebe, um einen Konflikt zu vermeiden, werde ich langsam aber sicher unsichtbar. Dann werde ich als nicht wichtig eingeschätzt.
Im Respekt steckt „re“, das bedeutet „wieder“. Wer also immer wieder über den Tisch gezogen, übergangen oder despektierlich behandelt wird, der könnte sich die Frage stellen: Wo liegt mein Anteil daran? Wo geht es darum, dass ich wieder gesehen werde, wieder sichtbar werde?
Wut und Zorn geben Kraft zur Veränderung
Ernst genommen werden wir nur, wenn wir Rückgrat zeigen, auch einmal Nein sagen und „Stopp, bis hierher und nicht weiter!“ Damit zeige ich mich und kann gesehen werden.
Da hilft uns der Ärger, der uns darauf aufmerksam macht, dass hier etwas nicht stimmt für uns; da brauchen wir unsere Wut und unseren Zorn, die uns die Kraft geben, Veränderungen anzugehen und durchzuziehen. Das alles mit Augenmaß natürlich.
Schon die alten Griechen haben sich mit diesen hitzigen Gefühlen beschäftigt und dem Nutzen, den sie haben können. Eins meiner Lieblingszitate stammt von Aristoteles:
„Jeder kann wütend werden, das ist einfach. Aber wütend auf den Richtigen zu sein, im richtigen Maß, zur richtigen Zeit, zum richtigen Zweck und auf die richtige Art – das ist schwer.“
Das trainieren wir leider nicht in der Schule. Was meinst du: Sollte der gute Umgang mit Ärger nicht zum Schulfach werden?
Vielleicht ist dieser Blogartikel interessant für dich:
Gehörst du zu den Menschen, die an altem Ärger über sich selbst festhängen und einfach nicht loslassen können? Du fragst dich immer wieder, wie du es schaffen kannst, dass du dich nicht mehr über lang vergangene Entscheidungen und Handlungen ärgerst? Dann lies hier weiter: Im Blogartikel erfährst du, was hinter dem Ärger über dich steckt und wie du ihn loslassen & überwinden kannst.
Das erwartet dich im Blogbeitrag:
„Ich ärgere mich über mich selbst, noch Jahre später“, schrieb meine Leserin
In einem Newsletter habe ich vor kurzem berichtet, wie ich mich vor lauter Enttäuschung über andere ärgere. Daraufhin stellte mir eine Leserin folgende Frage: “Ich ärgere mich nicht so sehr über andere Leute, aber ich kann mich noch Jahre später über mich ärgern. Über Dinge, die ich getan oder die ich entschieden habe. Und dann sitze ich da und kann das nicht loslassen. Könntest du da mal drüber schreiben?”
Diese Frage hat mich mehrere Wochen immer wieder beschäftigt. Deshalb ist der Artikel heute ziemlich lang;. Falls du keine Lust zu lesen hast, hier der Link zu einem 10-minütigen Video, in dem ich das Thema „Ich ärgere über mich selbst“ bespreche.
(Ich bin übrigens total stolz auf mich: Ich habe es geschafft 💪, das Video mit einer Transkriptions-Software in geschriebene Worte umwandeln zu lassen und bin immer noch begeistert über die technischen Möglichkeiten …)
Du weißt vielleicht, ich bekenne mich als Rumpelstilzchen; mehr dazu erfährst du in Umgang mit Ärger und Wut: Meine 4 Ärger-Typen. „Rumpelstilzchen“ heißt, dass ich mich durchaus über mich selbst ärgere. Allerdings nur kurz: Ich sause die Palme hoch und komme schnell wieder runter von der Palme.
Diese Leserin bleibt wohl in ihrem Ärger auf der Palme sitzen.
Warum können wir alten Ärger über uns selbst nicht loslassen?
Was genau steckt denn dahinter, dass wir so sehr an unserem Ärger festhalten? Denn Menschen machen nix ohne Grund?
Wenn eine Person den Ärger nicht loslassen kann, könnte es bedeuten, dass sie nicht zufrieden ist mit dem Ergebnis einer Entscheidung oder Handlung, die sie irgendwann in der Vergangenheit getan hat.
Jetzt müssen wir überlegen: Wie ist diese Entscheidung oder die Handlung damals zustande gekommen? In der Regel passiert das aufgrund von Überlegungen und Beobachtungen.
Manchmal aber auch aus einer blitzschnellen Reaktion heraus. Dann sagen oder tun Menschen etwas – oder manchmal auch nichts. Und das ist dann das Ärgerliche: Sie müssen mit den Folgen dieser Entscheidung oder Handlung leben.
Oft ist das nicht leicht. Manchmal grollst du dir, weil du im Laufe der Zeit neue Informationen erhalten hast. Oder weil du an den Konsequenzen deiner Entscheidung oder Handlung merkst, dass du nicht alle Folgen in ihrer Tragweite bedacht hattest.
Alter Ärger über sich selbst ist wie ein Strafzettel in die Vergangenheit
Wenn jemand jedoch immer wieder zurückschaut und mit seinem Tun hadert, dann sage ich gerne: Das ist so, als ob du mit dem Wissen, welches du inzwischen erlangt hast, einen Strafzettel in die Vergangenheit schickst. So ähnlich, als ob Ordnungsbehörden einen Strafbefehl an alle Kneipen-Raucher in die 80er-Jahre schicken würden. Ein Tatbestand, der damals aber erlaubt war, heute aber verboten ist.
In diesem Fall wäre der Aufschrei groß, und wir alle würden die Ungerechtigkeit erkennen. Beim inneren Geschehen ist das nicht so leicht.
Was genau hinter „Ich ärgere mich über mich selbst“ stecken kann
Jemand kommt einfach nicht über Vergangenes weg und ärgert sich ständig über sich selbst. Warum ist das so?
Meiner Erfahrung nach steckt hinter dem Ärger über sich selbst wahrscheinlich eine andere Emotion. Das habe ich immer wieder bei mir feststellen müssen – und dann auch bei anderen Menschen bemerkt.
Inzwischen frage ich mich, wenn ich mich über mich ärgere: Ist es in Wahrheit nicht so, dass ich mich schäme? Schäme über das, was ich getan, gesagt habe – oder was ich vielleicht vergessen habe zu tun oder zu sagen?
„Ich ärgere mich über mich selbst“ fühlt sich besser an als „Ich schäme mich“
Ganz ehrlich: Schämen ist ein extrem unangenehmes Gefühl. Auch für mich. Deshalb nutze ich (unbewusst) gerne diesen Dreh und gehe lieber in den Ärger als ins Schämen.
Denn im Ärger – der ein Teil der Kampf-Reaktion im Stresserleben ist – werden aktivierende Hormone ausgeschüttet wie Adrenalin und Noradrenalin. Das lässt uns handlungsfähig werden, und wir fühlen uns belebter.
Das ist wesentlich angenehmer als das bescheidene Gefühl der Scham! Ich persönlich habe da immer so ein Wurmgefühl und würde vor Scham am liebsten im Boden versinken. Das will ich nicht spüren!
Bevor ich mich also schäme und winde, falle ich lieber in so einen schönen heißer Wutanfall …
… weil es in meiner Macht steht!
In der E-Mail der Leserin, von der ich oben gesprochen habe, ging es dann weiter: „Äußere Umstände, was andere tun oder lassen, das kann ich relativ gleichmütig ertragen, weil es nicht in meiner Macht steht, dies zu ändern. Aber bei allem, was mich selber betrifft, ärgere ich mir noch Jahre später ein Loch in den Bauch.“
Was passiert hier eigentlich? Da kann jemand nicht loslassen. Da bekriegt sich jemand und packt all das, was in ihren oder in seinen Augen falsch entschieden wurde, in einen großen Koffer hinein. Und schleppt diesen Koffer immer mit sich. Noch Jahre später.
Die ganze Zeit ist ein Teil der Persönlichkeit damit beschäftigt, sich selbst diese alten Geschichten nachzutragen: „Ich hätte es anders machen müssen…!“
Dadurch ist jedoch ein großer Teil der psychischen Energie besetzt und steht nicht zur Verfügung, um im Heute, im Hier und Jetzt zu leben – und etwas zu ändern.
Wie du besser mit dem „Ich ärgere mich über mich selbst“ umgehst und alten Ärger loslässt
Es gibt eine bessere Umgangsweise, um mit dem alten Ärger über sich selbst umzugehen. Nämlich anzuerkennen: Was geschehen ist, ist geschehen!
Sich selbst zu sagen: „Damals hatte ich Gründe, mich so entschieden zu haben, so gehandelt zu haben. Damals wusste ich es nicht besser, konnte es nicht besser. Es ist geschehen und es hat mich in diesen Moment gebracht, ins Heute, Hier und Jetzt.“
Wenn ich diesen Blickwinkel einnehme, kann ich mir im Heute, Hier und Jetzt anschauen: „Was gefällt mir denn in meinem Leben nicht? In welcher Situation bin ich heute?“ Und vielleicht feststellen: „Da will ich gar nicht sein!“
Dann kann die alte Entscheidung ein Ausgangspunkt für Veränderung sein. Statt wieder den Blick in die Vergangenheit zu richten – sozusagen die verschüttete Milch zu beklagen, die wir nicht mehr einsammeln können – können wir überlegen: „Gut, die Gegenwart gefällt mir nicht. Wie soll denn meine Zukunft sein?“
Statt im alten Ärger zu bleiben: Wie wäre es denn schön – wie soll meine Zukunft sein?
Manchmal fällt es Menschen schwer, sich ein positives Bild für ihre Zukunft zu erschaffen. Denn vielleicht sind im Lauf des Lebens so viele Enttäuschungen passiert, dass man sich gar nicht mehr traut, sich etwas Schönes vorzustellen.
Oder schlimmer: Die Fähigkeit zu spüren, was man wirklich will, ist vor lauter Nachtragen und Ärgern verschüttet gegangen.
Denn was ich wirklich will, das spüre ich nur in positiven Gefühlen!
Wenn ich jedoch ständig hadere, wenn ich mich über mich ärgere, mir grolle, nachtragend bin, dann komme ich nicht dahin zu spüren: Was würde mir denn Freude machen? Wann wäre es denn schön?
Solange dieser „Fehler-Zoom“ im Gehirn eingeschaltet ist, aktiviert durch die schlechten Gefühle, die ich habe, kann ich nur das sehen, was in irgendeiner Art gefährlich ist.
Raus aus dem alten Ärger: Mit Schildkröten-Trippelschritten!
Wie kommen ich nun heraus aus dem ständigen „Ich ärgere mich über mich selbst?“ Wie schaffe ich es, nicht mehr nur in die Vergangenheit zu schauen, sondern herauszufinden, was ich JETZT in meiner Gegenwart brauche und will? Wie komme ich von diesem Punkt, an dem ich gerade bin, dahin, wo ich hinmöchte?
Ganz ehrlich: Das ist nicht ganz einfach. Da braucht man manchmal die Hilfe einer Freundin oder eines Freundes; vielleicht sogar von einem Profi wie einem Coach.
Mein Tipp: Überlege dir, was denn der erste winzig kleine Schildkröten-Trippelschritt wäre, den du in diese Richtung machen könntest?
Denn wenn du den Weg aus dem Ärger über dich selbst in kleinste Schritte herunterbrichst, dann sagt selbst der enttäuschte Teil in dir: „Oh, das ist so klein, das schaff ich!“
Und wenn du diesen ersten Trippel-Schritt getan hast, dann kannst du dir überlegen: „Okay, und wie geht es jetzt weiter in die Richtung meines Ziels?“
Mach denn den nächsten klitzekleinen Schritt, und dann noch einen. Auch hier brauchen wir manchmal Unterstützung von Menschen, die nicht in unserem Problem kleben.
Was auf alle Fälle notwendig ist: anders mit sich umzugehen. Mit Selbstmitgefühl!
Mach dir klar: Du triffst und trafst Entscheidungen nicht aus Jux und Tollerei oder weil du blöd bist. Sondern du triffst sie aus dem Werkzeugkoffer heraus, den du dir in deinem Leben zugelegt hast.
Manchmal brauchen wir jedoch Werkzeuge, die wir noch nicht erlangt haben. Und dann brauchen wir die Zuversicht, dass wir sie erlernen können. (Pssst, gute Nachrichten: die Hirnforschung sagt, dass wir das alle können 😉!)
Mein persönlicher Mindset-Tipp für weniger Ärger über mich selbst
Mein persönlicher Tipp, damit ich mich nicht ständig über mich ärgere: Ich habe aufgehört zu glauben und mir zu sagen, dass ich Dinge falsch mache, dass ich Fehler mache. Ich mache keine Fehler mehr!
Was ich allerdings häufig mache, sind Dinge, die mich nicht dahin bringen, wo ich hinmöchte. Ich sage oder tue etwas, mit dem ich meine Ziele nicht erreiche.
Seitdem werte ich mich nicht mehr mit Gedanken ab wie „Alles falsch gemacht, Fehler gemacht, ich habe wieder mal versagt…“ abwerte. Sondern ich denke mir: „Ah, so hat es noch nicht funktioniert“. So fällt es mir viel leichter, etwas anderes auszuprobieren, weiterzumachen und meine Ziele zu erreichen.
Hier sind weitere Blogartikel, die dich vielleicht interessieren:
Alle Menschen ärgern sich ab und zu; alle Menschen regen sich manchmal auf. Aber ihr Umgang mit Ärger und Wut ist sehr unterschiedlich. In diesem Blogartikel stelle ich dir vier Ärger-Typen vor, die du kennen solltest: das Rumpelstilzchen, den Rabattmarkensammler, die Ärger-Schluckerin und den Choleriker. Du erfährst, wie diese 4 Typen mit Ärger & Wut umgehen, und findest zu jedem Ärger-Typ ein kurzes Video mit weiteren Infos.
Ich wünsche dir viel Freude mit dem Blogbeitrag und den Videos. Und viele erhellende Einsichten über deine Mitmenschen und vielleicht dich selbst!
Das erwartet dich im Blogbeitrag:
Ärger-Typ 1, das Rumpelstilzchen: schnell in die Luft, schnell wieder runter
Ich fange mit dem „Rumpelstilzchen“ an: Rumpelstilzchen sind Menschen, die sich leicht über Kleinigkeiten ärgern, dabei ganz schnell in die Luft gehen, ein Weilchen toben – und dann zügig wieder runterkommen. Nach dem Gewitter ist alles wieder in Ordnung und der Himmel blau.
Und: Rumpelstilzchen vergessen hinterher schnell, worüber sie sich überhaupt geärgert haben. Nachtragend sind sie nicht!
Von der Persönlichkeit sind Rumpelstilzchen überwiegend extrovertiert. Sie haben oft gelernt, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Wenn ihnen ihr Gehirn also „Gefahr“ meldet, reagieren sie mit Angriff und gehen sofort in die Luft. Und zwar richtig heftig. Da können auch schon mal unangenehme und ausfällige Worte fallen.
Rumpelstilzchen interpretieren nicht nur einen tatsächlichen Angriff als „Gefahr“. Schon Kleinigkeiten und Dinge, die im Alltag tagtäglich passieren, können eine Verteidigungs-Reaktion auslösen. Zum Beispiel, wenn der Autofahrer bei Grün nicht sofort losfährt. Oder wenn man stundenlang erfolglos versucht, bei der Hotline durchzukommen. Rumpelstilzchen werden in solchen Situationen aufbrausend und wütend, und sie werden heftig losschimpfen.
Hinterher tut den Rumpelstilzchen der Ausbruch leid, und sie ärgern sich über sich selbst. Manchmal zeigen sie wenig Verständnis für ihr Verhalten und beschimpfen sich selbst dafür, dass sie sich so ärgern. Da sind sie oft gar nicht nett zu sich selbst und wählen ähnlich harte Worte, wie sie sie anderen gegenüber verwenden.
Rumpelstilzchen schämen sich oft ein klein wenig darüber, dass sie so wütend geworden sind und so ausfällig wurden. Aber weil sich Scham unangenehm anfühlt, bleiben sie lieber dabei, sich selbst zu beschimpfen. Das ist einfacher.
Ärger-Typ 2, die Ärger-Schlucker: runterschlucken – und sich nichts anmerken lassen
Kommen wir zum zweiten Ärger-Typ, den „Ärger-Schluckern“: Das sind Menschen, die sich zwar ärgern, sich den Ärger aber nicht anmerken lassen. Sie fressen alles in sich hinein, um des lieben Friedens willen.
Es gibt mehrere Gründe dafür, dass Menschen ihren Ärger runterschlucken und nichts sagen, selbst wenn sie etwas ärgert:
Möglichkeit 1: Manchen Menschen verschlägt es schlichtweg die Sprache, wenn sie etwas als Angriff erleben. Sie rutschen vom Großhirn, wo die Sprache sitzt, eine Ebene tiefer, ins emotionale Erfahrungsgedächtnis. Dort haben sie keine Sprache zur Verfügung. Wenn sie also etwas ärgert, bringen sie kein Wort heraus.
Möglichkeit 2: Ärger-Schlucker haben gelernt, dass man Emotionen unter Kontrolle halten muss und Ärger nicht zeigen darf. Dieser Umgang mit Ärger ist unter Frauen weit verbreitet. Das hat meist mit der Erziehung zu tun hat: Mädchen und Frauen sollten früher eher lieb, brav und angepasst sein. Kante zeigen, mit dem Fuß aufstampfen und laut werden? Um Himmels willen, bloß nicht! Es gibt aber auch genügend Männer, die gelernt haben, dass sie Contenance zeigen und ihren Ärger schlucken sollen.
Möglichkeit 3: Ärger-Schlucker wollen erst einmal nachdenken, ehe sie reagieren. Sie haben gelernt, dass sie in Angriffs- Situationen lieber zunächst reflektieren und nichts sagen, anstatt sofort mit ihren Emotionen nach außen zu gehen. Sie wollen und können ruhig bleiben und sagen erst dann etwas, wenn sie sich ihren Standpunkt überlegt haben. Der Nachteil dabei: Möglicherweise nehmen sie sich zu sehr zurück und sagen zu häufig nichts, selbst wenn es die Situation erfordern würde. Dieser reflektierte Umgang mit Ärger ist eine persönliche Intelligenz – und das kann man lernen!
Ärger-Typ 3, die Rabattmarkensammler: lange Zeit runterschlucken und dann in die Luft gehen
„Rabattmarkensammler“ sind jene Menschen, die Ärger lange Zeit und immer wieder herunterschlucken, ähnlich wie die Ärger-Schluckerin. Sie sagen nichts. Aber: Sie merken sich alles und vergessen nichts. Und sie kleben, bildlich gesprochen, bei jedem Mal Ärgern eine Marke in ein unsichtbares Rabattmarkenheft.
Und wenn das Ärger-Rabattmarkenheft eines Tages voll ist, knallen sie ihrem Gegenüber die gesammelten Verfehlungen der vergangenen Wochen oder Monate – oder gar Jahre! – vor die Nase. Dann laufen Ärger und Frust in einem großen Schwall über.
Das Gegenüber ist oft verwundert, weil man keine Ahnung hatte, dass sich beim Rabattmarkensammler so viele kleine Ärger-Episoden angestaut hatten.
Der Grund für diesen Umgang mit Ärger: Viele Rabattmarkensammler haben als Kinder nicht gelernt, ihren Ärger auszudrücken und für die eigenen Bedürfnisse einzustehen. Deshalb sagen sie lange Zeit nichts.
Bis es ihnen zu viel wird und alles aus ihnen herausbricht. Sie merken dann aber schnell, dass es nichts bringt, wenn sie Ärger und Wut auf diese Art loswerden.
Deshalb sagen sie beim nächsten Ärger mal wieder nichts. Und fangen erneut an, Ärger-Marken zu sammeln und ins Rabattmarken-Heftchen zu kleben.
Im tiefsten Inneren sind diese Menschen überzeugt, recht zu haben. Sie empfinden es auch als ihr Recht, sich Luft zu machen: „Das muss doch mal gesagt werden!“, finden sie, wenn sie dann ihren lang angestauten Ärger rauslassen.
Dieser Umgangs mit Ärger ist gesundheitlich gar nicht gut: Das Ansammeln von Ärger, Wut und Frust belastet Herz und Kreislauf. Blutdruck und Puls sind ständig erhöht; das Herzinfarkt-Risiko steigt deutlich.
Die gute Nachricht: Ein neues, besseres Verhalten zum Umgang mit Ärger lässt sich lernen!
Ärger-Typ 4, der Choleriker: Aufbrausen und explodieren, ohne Rücksicht auf Verluste
Jeder weiß, was mit „Choleriker“ gemeint ist: Das sind Menschen, die im Konflikt zu Wüterichen werden und ihrem Gegenüber ohne Rücksicht auf Verluste jeden Fehler um die Ohren schlagen. Auf gut Deutsch gesagt: Choleriker sind aufbrausend, gehen explosiv in die Luft und rasten ungehemmt aus. Dabei ist ihnen nicht bewusst, wie sehr sie mit ihren Ausbrüchen andere verletzen und wie viel sie dadurch kaputtmachen.
Choleriker sind der festen Überzeugung, dass sie recht haben und wissen, wie die Welt funktioniert. Es liegen also immer die anderen falsch; nie der Choleriker selbst.
Der Grund für dieses Verhalten: Es mag zwar so wirken, als sind Choleriker überaus selbstbewusst, aber das täuscht: Choleriker haben kein stabiles Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein. Tief innen sind sie unsicher.
Dazu kommt ein narzisstischer Einschlag: Sie wollen, müssen unbedingt recht haben.
Wenn Choleriker überfordert sind, gehen sie deshalb gleich in die Luft – und machen die anderen nieder. So sorgen sie dafür, dass sie ihre Überzeugung durchsetzen und Widerspruch abstellen.
Gleichzeitig können Choleriker ausgesprochen charmant sein, können Menschen um die Finger wickeln. Sie sind angenehme Zeitgenossen. Bis zu dem Punkt, an dem sie in die Luft gehen.
Wer einen Choleriker in seinem Umfeld hat, der weiß: Dieser Umgang mit Ärger und Wut ist extrem anstrengend für die Mitmenschen. Cholerikerin als Vorgesetzte, als Freund oder als Partnerin sind schwierig, weil man nie weiß, wann sie in die Luft gehen.
Therapie oder Coaching lehnen Choleriker meist ab. In meinen Coachings kommen allerdings häufig Menschen, die beruflich und/oder privat mit Cholerikern zu tun haben und lernen wollen, besser mit diesen schwierigen Menschen klarzukommen. Wenn dich das interessiert, erfährst du hier mehr über mein Coaching-Angebot.
In diesem Video erfährst du mehr zur Beschreibung des Ärger-Typs Choliker und zum Umgang mit Cholerikern.
Mein Fazit zum Umgang mit Ärger
Ärger ist eine Emotion, der wir nicht entkommen können: Wir alle ärgern uns; das gehört zum Leben dazu! Im Beitrag habe ich dir 4 unterschiedliche Arten vorgestellt, wie Menschen mit Ärger umgehen: Rumpelstilzchen und Choleriker explodieren und gehen in die Luft; Ärger-Schlucker zeigen ihren Ärger nicht; Rabattmarkensammler schlucken lange Zeit alles runter, bis es ihnen zu viel wird.
Solange sich unser Umgang mit Ärger nicht nachteilig auf uns und die Menschen in unserem Umfeld auswirkt, passt es. Wenn dein Umgang mit Ärger dir oder anderen schadet oder du unter den Wutausbrücken von jemandem in deiner Umgebung leidest, dann kann ich nur raten: Hol dir Hilfe. Ein gesünderer Umgang mit Ärger sowie mit Menschen, die ihren Ärger an dir auslassen, lässt sich lernen. Und das verbessert garantiert deine Lebensqualität!
Hier sind weitere Blogartikel, die dich vielleicht interessieren:
Dir wurde gerade ein blöder Spruch an den Kopf geworfen? Du hast eine verbale Klatsche erhalten? Bist unsachlich kritisiert worden? Viel-Schwätzer, Blender oder der Schmatzer ohne Tischmanieren zerren an deinen Nerven? Es reicht – du hast genug davon, dich ständig von anderen ärgern zu lassen? Was du tun kannst, um resistenter gegen schwierige Menschen zu werden, verrate ich dir hier.
Das erwartet dich im Blogbeitrag:
Was sind schwierige Menschen? Was macht sie aus?
Schwierige Menschen reizen uns. Wir kommen nicht aus mit ihnen, denn sie:
wollen immer Recht haben,
machen einen auf Überlegen,
piesacken,
behandeln einen von oben herab,
reagieren nicht nachvollziehbar,
nerven mit merkwürdigen Vorstellungen/Verhalten,
gehen nur von sich selber aus,
manipulieren,
kritisieren alles und jeden: aber vor allen Dingen uns,
und … (hier bitte einsetzen, was du sonst noch schwierig findest).
Kurzum: Schwierige Menschen sind Menschen, die wir nicht verstehen UND mit denen wir nicht fertig werden. Wie ärgerlich!
Warum du dich nicht ärgern lassen solltest!
Wie schon Kurt Tucholsky sagte: „Das Ärgerliche am Ärger ist, dass man sich schadet, ohne anderen zu nützen.“ Hier findest du 7 Gründe dafür, warum Ärger dir schadet:
1. Ärger macht dich krank.
Stell dir vor, du arbeitest ruhig vor dir hin. Dein Telefon klingelt, und als du dich meldest, schnauzt deine Chefin (oder wahlweise ein Kunde/die Schwiegermutter) dich aufgebracht an. Du ärgerst dich, wirst wütend, die Zornesröte steht dir ins Gesicht geschrieben.
In diesem Beispiel hat dein Gehirn die Steuerung übernommen:
Die Alarmreaktion im Gehirn ist augenblicklich angesprungen.
Gefahr!! Botenstoffe im Gehirn werden ausgeschüttet und sorgen für einen raschen Energieschub. Du hast die Wahl: Sollst du lieber kämpfen oder weglaufen?
Stresshormone werden ausgeschüttet:
Adrenalin macht blitzartig wach, und
Cortisol stellt die Energieversorgung des Gehirns sicher: Es kommt zur Zunahme von Fett und Zucker im Blut.
Alle Energiereserven werden mobilisiert.
Herzfrequenz, Blutdruck und Muskelanspannung steigen – es geht ums Überleben!
Nicht unmittelbar überlebenswichtige Funktionen, wie zum Beispiel Verdauung, Immunabwehr und die Lust an der Lust, werden unterdrückt.
Wenn wir nach der aufwühlenden Situation die Stresshormone und die Erregung im Nervensystem durch Bewegung abbauen können, ist der Ärger kein Problem. Der Körper verkraftet diese Belastung.
Auch wenn wir uns ab und an ärgern und dann wieder runterkommen, ist es immer noch okay.
Schwierig wird es allerdings, wenn wir uns
regelmäßig aufregen,
massive Zorn-Ausbrüche haben,
und/oder Wutgefühle nicht verarbeiten können.
Eine heftige und häufige Alarmreaktion schädigt unseren Körper. Vor allen Dingen das Herz-Kreislaufsystem leidet: Studien zufolge erhöht sich das Herzinfarktrisiko auf das dreifache; vor allem für Menschen von cholerischem oder nachtragendem Naturell.
In jeder Minute, in der du dich ärgerst, verpasst du 60 Sekunden, in denen du dich freuen könntest oder etwas Schönes erleben könntest!
Das vergessen wir jedoch völlig im Ärger. Denn wenn das Gehirn in den Überlebens-Modus geschaltet hat, geht es eben nur noch um das Überleben. Lebensqualität oder Glück spielen keine Rolle mehr.
Eine giftige Randbemerkung kann dich schnell für 2 Stunden arbeitsunfähig machen. Manchmal dringt der Ärger bis in die Nacht vor und beschert dir schlaflose Stunden:
Du grübelst, was du hättest sagen können.
Du ärgerst dich, dass dir die schlagfertige Erwiderung erst jetzt einfällt.
Du bedauerst, dass du dich zu einer verbalen Entgleisung hinreißen ließest.
Viele Stunden Erholung gehen flöten.
3. Ärger beeinträchtigt deine Leistungsfähigkeit.
Ärger senkt unsere Reizschwelle, und wir reagieren rascher verärgert. Wenn wir uns aufregen, verengt sich die Wahrnehmung. Wir werden kurzsichtig und manchmal sogar blind für das, was um uns vorgeht:
Fehler passieren schneller.
Wir werden nervös, hektisch und unkonzentriert.
Im Nu reagieren wir einfach nur mehr. Wir werden zum Spielball des Geschehens, statt es zu lenken.
Ärger macht aus Menschen leicht Marionetten. Und schwierige Menschen nutzen dies zu ihrem Vorteil.
4. Ärger zu unterdrücken kostet dich viel psychische Energie.
Wer gelernt hat, Ärger-Gefühle eher zu unterdrücken, verbraucht Unmengen seiner zur Verfügung stehenden psychischen Energie, um ruhig zu wirken. Es erfordert viel Anstrengung, diese heißen Gefühle zu deckeln.
Diese Energie fehlt dann an anderer Stelle.
5. Ärger macht Falten.
Ein ganz banaler Grund, warum uns Ärger schadet: Häufiger Ärger verändert langfristig das Aussehen!
Verärgerte Menschen sehen nicht gut aus: Zornesfalten, stechender Blick, vorgeschobener Kiefer und zusammengepresste Lippen machen uns nicht hübscher. Auf Dauer graben sie sich im Gesicht ein.
6. Ärger ist hochansteckend.
Das Klima um eine Person, die sich ärgert, ändert sich schnell. Die Atmosphäre leidet, und Arbeiten wird oft unmöglich:
Andere schwierige Menschen und Explodierer werden angesteckt, und es wird hitziger und lauter.
Die Menschen, die Ärger lieber runterschlucken, ziehen sich immer weiter zurück. Sie werden leiser und leiden still.
7. Ärger beschädigt Beziehungen.
Irgendwann ist dann so viel Ärger, Wut, Frustration und Enttäuschung zusammengekommen, dass der Konflikt kippt:
Beziehungen werden hingeschmissen,
Kündigungen ausgesprochen,
oder Krieg erklärt – in Abteilungen, Firmen oder Familien.
Durch Ärger entstehen also echte, dauerhafte Schäden!
Sich nicht ärgern lassen: Das kannst du tun!
Überlege dir: Wie viel Energie und kostbare Lebenszeit könntest du sparen, wenn es dir gelänge, dich nicht über schwierige Menschen zu ärgern?
Eine Menge, oder?
Lass uns nochmal das Beispiel mit dem Telefonat hervorholen, in dem die Chefin dich ungerecht angeblafft hat:
„Das macht die doch immer wieder, die blöde Kuh“, denkst du dir vielleicht nach der unsachlichen Kritik und der Schimpferei. „Und die nennt sich Führungskraft. Mit mir kann man‘s ja machen. Das ist doch unmöglich, mies, fies!“
Nicht ideal: Sich richtig ärgern lassen – und im Ärger hängen bleiben
Lass uns diese kleine Situation analysieren. Damit die Chefin dich ärgern kann, musst du nämlich selbst einige Dinge dazu beitragen. Du musst:
Bewerten, was geschehen ist.
Dann ein negatives Urteil fällen: Das ist ungerecht, mies, fies, ….
Dich persönlich betroffen fühlen.
Denken oder laut sagen: „Das muss ich mir nicht bieten lassen!“
Deinen Ärger Wellen schlagen lassen!
Glaub mir: Ich kenne diese Variante aus dem Effeff und habe jahrelange Erfahrung damit. Doch leider ist sie das Rezept, um in der Ärger-Falle hängen zu bleiben – und sich selbst damit zu schaden!
Die bessere Variante: Lass den Ärger abperlen!
Die bessere, gesündere Variante für den Umgang mit schwierigen Menschen: Schau dir die Situation und deinen Ärger genau an. Und lasse den Ärger gelassen abperlen.
Dabei gehst du so vor:
Beschreibe in Gedanken oder auch schriftlich, was tatsächlich, ganz objektiv,geschehen ist. Ohne Emotionen und subjektive Meinung oder Bewertung. Im Beispiel: „Die Chefin hat mich angerufen und XY gesagt.“ So eine objektive Beschreibung ist nicht ganz einfach. Wir bewerten nahezu automatisch alles und jeden.
Kommentiere nun wie ein Wissenschaftler: „Ach, dieses Verhalten ist ja interessant/merkwürdig.“ Zum Beispiel: „Sie war dabei sehr laut und hat abgehackt gesprochen. Interessant.“
Beziehe die Äußerung/Situation nicht auf dich: „Ah, so macht die/der das! Das ist deren Art.“ Im Beispiel: „Wenn du verärgert / unter Druck / im Home-Office / was auch immer bist, dann macht sie das so. Das ist wohl ihre Art.“
Lass die Aussage oder das problematische Verhalten bei der anderen Person: „Es hat nichts mit mir zu tun, wie die Person etwas sagt oder wie sie mich bewertet.“ „Ich lasse es bei ihr, das hat nichts mit mir zu tun.“
Wenn du Lust hast, untersuche das Gesagte. So, als ob du mit einer Zange eine stachlige Esskastanie auseinanderbiegen würdest. Du willst mal nachschauen, ob sich etwas Verwertbares drin befindet. Oder ob es nur die taube Nuss eines Angriffs, giftigen Kommentars, Manipulationsversuchs ist. Denn ab und an steckt sogar in einer fiesen Kritik ein Feedback, das dich weiterbringen kann.
Diese Methode klappt am Anfang oft nur in der Rückschau. Doch mit der Zeit wirst du eine gelassene Haltung des „sich-nicht-ärgern-lassens“ entwickeln.
3 bewährte Strategien, um dich nicht von schwierigen Menschen ärgern zu lassen
Egal, wie oft du dir vornimmst, dich nicht mehr ärgern zu lassen: Je nach Temperament passiert es leicht und immer wieder. Allerdings kannst du immer wählen, wie lange du im Ärger-Modus bleibst.
Deshalb solltest du einige „Von-der-Palme-kommen“-Methoden kennen, mit denen du rasch aus dem Ärger herauskommst. Dann kann sich dein Herz beruhigen, die Magensäure wieder auf ein normales Maß fallen, und auch die Psyche findet wieder inneren Frieden.
Hier 3 bewährte und leicht einsetzbare Strategien, um Ärger loszulassen!
1. Die Mini-Strategie gegen Ärger: Der Zauberspruch
Ist dir bewusst, dass du deinen Ärger erhältst und konservierst, wenn du eine unerfreuliche Situation in Gedanken wieder und wieder erlebst? Wenn du allen Menschen, die dir wichtig sind, von der blöden Situation erzählst? Von der Gemeinheit, die dir widerfahren ist? Der Ungerechtigkeit?
Wie du weiter oben gelesen hast: Wenn du dich zu oft ärgerst, schadest du dir! Wenn du eine unerfreuliche Situation in Gedanken wieder und wieder erlebst; wenn du allen Menschen von der blöden Situation erzählst; dich immer wieder über die Gemeinheit und Ungerechtigkeit aufregst – tust du dir nichts Gutes. Ganz im Gegenteil!
Wenn du dich stattdessen von der Herrschaft des Ärgers befreien willst, habe ich eine sehr einfache Strategie für dich. Stell dir folgende magische Frage:
„Wird das in einem Jahr noch wichtig für mich sein?“
Diese Frage ist wie ein Zauberspruch. Denn meistens antwortest du: Nein. Das wird es nicht.
Mach dir bewusst: Wenn es in einem Jahr nicht mehr wichtig ist – warum ärgerst du dich dann so darüber? Das lohnt sich doch nicht.
Kannst du spüren, wie der Ärger bröselt, wenn du diese erweiterte Perspektive einnimmst?
2. Die Midi-Strategie gegen Ärger: Nie wieder sprachlos!
Arrogante und vielschwätzende Menschen rauben dir mit einem dummen Spruch die Sprache? Schüttle die Sticheleien oder Beleidigungen souverän ab.
Und zwar so: Werde zwei-silbig, statt schmal-lippig!
Mit dem neckischen Ausruf „Ach was!“ (gerne im Stil von Loriot oder Anke Engelke) lässt du jede verbale Attacke ins Leere laufen.
Ein Beispiel: Kollegin Säbelzahn sieht dich kurz vor deiner Präsentation an und haut raus: „Du siehst aus, als ob du gerade aus dem Bett gekommen bist. An deiner Stelle würde ich mich noch etwas aufbrezeln, um von deinen mageren Ergebnissen abzulenken …“
Statt mit offenem Mund gekränkt stehen zu bleiben, konterst du locker aus der Hüfte: „Ach was!“ und schwebst mit einem überlegenen Lächeln in den Meetingraum.
Genauso gut funktionieren auch folgende Ausrufe:
Potz Blitz! (mein absoluter Liebling)
Boah ey!
Da schau!
So so!
Such dir das aus, was dir am meisten Spaß bereitet. Und dann setze es ein!
3. Die Midi-plus-Strategie gegen Ärger: Zieh den Giftzahn!
Stell dir folgendes vor: Im Meeting hast du gerade deine neue Idee vorgestellt, und Kollege Schreihans tönt laut: „Was soll denn das? So einen Schwachsinn habe ich noch nie gehört.“
Statt dich zu ärgern, ziehst du ihm den Zahn – durch eine Gegenfrage: „Was genau meinst du mit: ‚Schwachsinn, den du noch nie gehört hast?‘“
Jetzt wird sich zeigen, ob Kollege Schreihans dich angreifen wollte, oder ob ihm nur die falschen Worte aus dem Mund fielen. Nagle deinen Gesprächspartner mit deiner Gegenfrage fest und lass die unsachlichen Äußerungen nicht im Raum stehen. Spieß sie auf und zerr die Unsachlichkeiten ans Tageslicht. Zeige, dass du Angriffe abwehren kannst. Vor allem in der Gegenwart von Zeugen lässt du notorische Störenfriede ins Leere laufen.
Noch ein Beispiel zur Verdeutlichung:
Die Mitarbeiterin beschwert sich bei ihrem Chef über einen Sachverhalt. Der kontert daraufhin: „Du bist ja auch nur eine dieser hysterischen Frauen …“
Überlege kurz, wie deine Antwort ausfallen könnte. Statt dich getroffen zu fühlen, könntest du dich völlig auf die Worte konzentrieren und den Chef dann fragen: „Was genau verstehst du unter hysterischen Frauen…?“
Diese Gegenfrage-Strategie verhindert, dass du dich bei verbalen Angriffen oder unsachlicher Kritik hilflos fühlst. Das erspart dir Ärger und hilft, tiefergehenden Konflikten vorzubeugen.
Außerdem tut es im höchsten Maße gut, wenn jemand, der dich wirklich ärgern will, erkennt, dass er oder sie das nicht mehr schafft.
Du willst dich nicht länger ärgern lassen? 4 limitierende Glaubensmuster, samt Gegenstrategie
Du ahnst es schon. Beim Sich-ärgern-lassen spielst du immer eine der Hauptrollen. Ohne dich geht es nicht. Du musst schon mitspielen!
Daher bleibst du im Ärger gefangen, wenn du nicht an folgende eigene Glaubensmuster rangehst:
Glaubensmuster 1: Schuld sind doch die anderen!
Wenn du immer denkst, die anderen tragen die Schuld, gibst du deine Macht aus der Hand. Du hältst dich für ein Opfer und die anderen für die (gemeinen) Täter.
Gegenstrategie: Auch wenn es im emotionalen Aufruhr schwierig ist, erinnere dich: Du bist ein erwachsener Mensch, der im Leben schon ganz schön viel geschafft hat. Stell dir die Aufgabe: „Nun bin ich aber gespannt, WIE ich das lösen werde.“
Glaubensmuster 2: Das ist aber ungerecht!
Mit diesem Ausruf wirst du wieder zum Leidtragenden. Du reduzierst damit deine Fähigkeit, selbst etwas zu bewirken. Und es ist eine – leider unschöne – Wahrheit: Die Welt ist nicht gerecht!
Gegenstrategie: Als Erwachsene kannst du mit Ungerechtigkeit umgehen und schauen, wie du die Situation verändern kannst.
Glaubensmuster 3: Der oder die ist halt unmöglich, echt schwierig. Sagen doch alle.
Die Wahrheit ist: Es gibt keine schwierigen Menschen. Es gibt nur Menschen, mit denen du (noch) nicht fertig wirst. Mit denen du (noch) nicht klarkommst und die dir über sind.
Gegenstrategie: Pack es an: Nutze die schwierigen Menschen als Sparringspartner, die dir helfen, besser zu werden! An ihnen kannst du Kommunikationsstrategien ausprobieren; kannst testen, ob du schon Angriffe abprallen lassen kannst. Und die Genugtuung erleben, wenn du zum ersten Mal total cool bleibst und dein Gegenüber verdattert zurücklässt.
Denn, machen wir uns nichts vor. Es gibt durchaus schwierige Menschen, die provozieren und manipulative, unfaire Spielchen spielen. Hier gelassen und konstruktiv die Grenzen aufzeigen: echte Meisterschaft!
Glaubensmuster 4: Es lohnt sich doch nicht, sich zur Wehr zu setzen.
Um des lieben Friedens und der Harmonie willen schweigen zu viele (vor allen Dingen Frauen) – und schlucken den Ärger herunter.
Mal abgesehen von den negativen Folgen für die Gesundheit: Es wird nicht von alleine besser werden! Tyrannen und Fieslinge suchen sich immerzu die Schweigenden als Opfer aus.
Auch bei ungerechter Arbeitsverteilung in einem Team oder Verein ändert sich nichts für die Hilfreichen, wenn sie nicht eine klare Ansage machen. Statt sich permanent ärgern zu lassen.
Gegenstrategie: Mach dir bewusst: Die Kunst, auch in schwierigen Situationen professionell Feedback zu geben, gehört zum Baubestandteil für ein glückliches Leben!
Folgende 3 Bücher zu den Themen „Kommunikation“ und „Ärger“ helfen dir weiter
Die erste riesengroße Erleuchtung kam mir, als ich das Fachbuch „Miteinander reden 1“ von Friedemann Schulz von Thun las. Sein Konzept der „4-Seiten-einer-Botschaft“ half mir, anders mit dem schwierigsten Menschen meiner Familie zu kommunizieren. Es war so erleichternd, als ich endlich gelernt hatte, mit einem anderen Ohr zu hören und Bemerkungen nicht mehr persönlich zu nehmen!
Ganz wunderbare Verteidigungsstrategien mit Worten erfuhr ich bei der Autorin und Kommunikationstrainerin Barbara Berckhan. Besonders die Bücher „Judo mit Worten“ und „Wie du anderen den Stachel ziehst, ohne dich selbst zu stechen: Mit schwierigen Menschen gut auskommen“ kann ich wärmstens empfehlen. Der zweisilbige Kommentar („Ach was!“) ist eine ihrer Strategien.
In meinem Buch „Komm mal runter von der Palme – Wie Ärger entsteht – und was du dagegen tun kannst“ findest du eine Universal-Übung, die bei den meisten Menschen Ärger schnell auflöst.
Außerdem findest du dort viele weitere kleine und große – immer alltagstaugliche d Techniken, um heiße Gefühle zu meistern. Sowie den Königsweg im Umgang mit Ärger & Wut: Nämlich den Ärger zu nutzen, um die Welt zu verändern und zu verbessern.
Übrigens: Ich habe mich extra entschieden, diese Bücher nicht zu verlinken; da landet man nämmlich gleich beim Platzhirsch mit dem großen A. Unterstütze lieber die kleine Buchhandlung vor Ort und halte die Läden um die Ecke am Leben.
Wenn Bücher nicht ausreichen: Coaching oder Therapie
Manchmal reicht jedoch reines Wissen nicht aus, um ein lebenslang erlerntes Verhalten zu verändern. Da ist es in der Regel eine gute Abkürzung, wenn du mit professioneller Hilfe hinter die Ursachen blickst und neue Reaktionsmöglichkeiten findest und auszuprobierst.
Das lernst du natürlich auch in meinem Anti-Ärger-Training.
Fazit: Das „nicht ärgern lassen“ kann man lernen!
Als geborenes Rumpelstilzchen habe ich lange nach Wegen gesucht, anders – besser! – mit meinem Ärger umzugehen. Heute kenne ich viele Wege, um schnell von meiner Palme runterzukommen. Sogar den einen oder anderen Trick, wie ich gar nicht in die Luft gehen muss.
Und, wenn ich es geschafft habe, dann kannst du das auch!
Hier sind weitere Blogartikel, die dich vielleicht interessieren:
Kann man gelassen und bei sich bleiben, wenn man eigentlich an die Decke gehen möchte? Geht das überhaupt? Vor allem, wenn man sowieso der Typ ist, der sich schnell aufregt? Hier liest du 6 Tipps dafür, wie du bei dir bleiben kannst, wenn du dich ärgerst. Ich hoffe, sie wirken bei dir genauso gut wie bei mir!
Bei sich bleiben statt explodieren? Lässt sich lernen!
Ob jemand gelassen bleibt oder sich schnell aufregt, ist einerseits dem Temperament geschuldet, andererseits ist es auch einfach Gewohnheit.
Wenn du nicht von Natur aus gelassen bist, sondern (so wie ich 🙂 ) ein hitziges Temperament hast, versuchst du möglicherweise, gelassener und freundlicher mit anderen Menschen und vor allem deinen Lieben umzugehen.
Mir persönlich helfen dabei die folgenden 6 Fragen. Ich habe sie im Blog von Gretchen Rubin entdeckt, einer amerikanischen Bestseller-Autorin. Anscheinend besitzt sie ein ähnliches Temperament wie ich.
Wenn mein Temperament mit mir durchgeht und ein kleines Restchen Selbstbeobachtung übrig bleibt, dann schaffe ich es (manchmal), mir folgende Fragen zu stellen. Vielleicht helfen sie auch dir, bei dir zu bleiben – statt die Palme hochzugehen!
Frage 1. Liegt der Fehler bei mir?
Wenn etwas falsch läuft, ist mein erster Impuls gewöhnlich, den Fehler bei anderen zu suchen. Dann bin ich schnell dabei, andere anzuschnauzen. Ich versuche nämlich sehr verantwortungsvoll und mit großem Überblick meine Aufgaben richtig zu erledigen. Da müssen doch die anderen Schuld haben; an mir kann’s nicht liegen!
Doch ich sehe ein, dass auch mir Fehler passieren. Inzwischen mache ich mir das immer öfter klar und überlege, ob der Fehler bei mir liegt. Und zwar, bevor ich maule.
Wichtig dabei ist, dass ich nicht beginne, mich über mich selbst zu ärgern oder mich unbarmherzig zu kritisieren. Sondern gelassen bleibe und liebevoll mit mir umgehe.
Frage 2. Löst es irgendein Problem, wenn ich in die Luft gehe?
Besonders ärgerlich finde ich wiederkehrende Situationen. Vor allem, wenn ich doch beim letzten Mal eindeutig klargemacht hatte, wie es zu sein hat. Zumindest in meiner Vorstellung gibt es eindeutige Regeln und Verhaltensweisen, wie etwas richtig ist. Und warum hält sich das Gegenüber dann nicht daran?!?
Es ist jedoch Fakt, dass andere Menschen andere Gewohnheiten und Sichtweisen auf die Welt haben. Wenn ich sie anschnauze, verändert sich also gar nichts. Außer dass es dazu führt, dass sich alle schlecht fühlen.
Ich frage mich also, ob es irgendein Problem löst, wenn ich in die Luft gehe. Oder ob sich nichts ändern wird, weil jemand einfach eine andere Einstellung, andere Regeln hat als ich.
Frage 3. Verbessere ich mit einem Wutanfall die Situation?
Mein Sohn hatte als kleiner Junge die Angewohnheit, dass er beim Zimmer-Aufräumen alles in seinen Kleiderschrank steckte. Nach dem Motto: aus den Augen, aus dem Sinn. Das umfasste auch dreckige Fußballschuhe, feuchte Handtücher, angebrochene Getränke-Packungen und ähnlich Unappetitliches.
Frage 2 – die Einsicht, dass Menschen unterschiedliche Vorstellungen und Regeln haben – konnte mir beim Umgang mit dieser Situation nicht helfen. Außerdem konnte mir selbst mein rhetorisch gut beschlagener Sohn nicht erklären, was an seiner Variante des In-den-Schrank-Stopfens gut sein sollte.
Mich hat diese Aufräum-Methode regelmäßig zum Ausrasten gebracht. Es war es mir unmöglich, bei mir zu bleiben und gelassen zu reagieren.
Wenn ich allerdings explodierte und ihn scharf anblaffte, eskalierte die Situation rasend schnell. Mein Sohn wurde dann fuchsteufelswild. Und seine Wutanfälle stecken meine locker in die Tasche.
Die Frage, wie ich die Situation verbessern kann, hat mich zu einem anderen Umgang mit dem Aufräum-Chaos gebracht: Es ist wesentlich effektiver, ruhig zu bleiben, wenn man sich schon vorstellen kann, wie es weitergeht, wenn die Situation eskaliert.
Außerdem ist es auch liebevoller, wenn man bei sich bleibt und ruhig bleibt. Mir hilft es dabei, meinen Ärger abprallen zu lassen.
Frage 4. Habe ich mich selbst unter Zeitdruck gebracht – und gehe deshalb in die Luft?
Ich neige zum Beispiel dazu, noch eine Aufgabe zu erledigen (Waschmaschine anschalten, Geschirr aufräumen o. ä.), kurz bevor ich außer Haus muss. Alles ist eng getaktet, jede Minute ausgefüllt, und mein Zeitfenster natürlich entsprechend klein. Jede Verzögerung, die durch einen Mitmenschen ausgelöst wird, treibt meinen Ärger-Spiegel in die Höhe.
Wenn ich mich ärgere, stelle ich mir die Frage, ob ich mich selbst unter Zeitdruck gesetzt habe und vielleicht deshalb so gereizt reagiere.
Ich bin immer noch dabei, mir anzugewöhnen, meine Zeitfenster als echte Pausen zu nutzen, und nicht mit Aufgaben und Tätigkeiten vollzustopfen. Das hilft zum einen, meine Energiereserven zu füllen und gut auf mich zu achten. Zum anderen verhindert es meine gereizte Ungeduld.
Frage 5. Ist mir gerade körperlich unwohl?
Auch körperliches Unwohl-Sein kann der Grund dafür sein, dass jemand in die Luft geht. Viele Menschen bemerken nicht, dass sie hungrig oder müde sind, oder müssen sich eventuell sogar mit Schmerzen herumplagen. Sie reagieren dann schnell gereizt und verärgert.
Wenn du über dich weißt, dass du überreagierst, wenn dein Körper dir zu schaffen macht, dann sorge gut für dich. Mach Pausen; achte darauf, dass du immer eine Kleinigkeit zu essen dabei hast; oder tu etwas gegen deine Schmerzen.
Frage 6. Kann ich das Absurde in der Situation sehen und darüber lachen?
Über sich selbst und über die Situation lachen zu können, ist sicher die effektivste und schönste Art, um bei sich zu bleiben und der Ärger-Falle zu entgehen!
Ich empfehle, damit anzufangen, sich im Nachgang zu überlegen, wie die Situation wohl im Comic gewirkt hätte. Oder was eine gute Komödien-Regisseurin aus der Situation gemacht hätte. In dem Moment, wenn du etwas findest, was dich schmunzeln oder grinsen lässt, hast du in deinem Gehirn eine neue Wahlmöglichkeit für die Zukunft angelegt.
Was hilft dir dabei, nicht auf die Palme zu gehen? Ich freue mich auf deine Ideen. Und auf gelassene Zeiten!
Hier sind weitere Blogartikel, die dich vielleicht interessieren: