Mögen Sie lauwarme Suppe, abgestandenen Sprudel, schales Bier? Oder mittelmäßige Theater-Aufführungen, bei denen die Schauspieler ohne großes Engagement ihren Text herunterspulen?
Vermutlich nicht.
Gestern bin ich über folgenden Satz gestolpert: „Das Leben ist keine Generalprobe.“ Doch in unserem realen Leben? Diese Aufführung ist live. Und morgen wird es keine Wiederholung des gleichen Stücks geben.
Wobei ich manchmal den Eindruck bekomme, dass Menschen es anders erleben. Vor kurzem sagte eine Coachee: „Eigentlich ist es doch jeden Tag das gleiche. Morgens aufstehen, ins Hamsterrad steigen, immer derselbe Trott.“ Sie hatte keine Lust mehr auf:
- „Eigentlich ist in meinem Leben alles in Ordnung …
- Mein Job ist eigentlich ganz okay …
- Auch im Privatleben kann ich eigentlich nicht klagen …“
Von diesen Eigentlich-Leben höre ich oft, und auch das angehängte stumme „aber“.
Doch warum passiert es so häufig, dass sich Menschen zwar in einem lauwarmen Leben einrichten, dieses Mittelmaß hingegen selten genießen?
Weil wir nicht dafür ausgelegt sind! Wir Menschen sind alle einzigartig, und unsere ganz eigene Mischung aus Talenten und Vorlieben will ans Licht, will sich zeigen. Gleichzeitig haben wir aber gelernt: „Werde normal, pass dich an die Konventionen deines Umfelds an. Es ist gefährlich, anders zu sein …“ Das nennt man Sozialisation.
Also streben wir mehrere Jahrzehnte danach, ein Leben zu erschaffen, das sozial anerkannt ist, dass unsere Existenz sichert.
Doch irgendwann reicht das nicht mehr. Der Mythenforscher Joseph Campbell hat ein schönes Bild dafür gefunden: „Während unserer ersten 35 oder 40 Lebensjahren haben wir uns bemüht, eine lange Treppe hinaufzusteigen, um den obersten Stock eines Gebäudes zu erreichen. Sind wir dann endlich unter dem Dach, stellen wir fest, dass wir uns im Gebäude geirrt haben.“
Klingelt da etwas in Ihnen? Die Aufführung unseres Lebens ist JETZT. Fragen Sie sich doch einmal: Nehme ich mich und meine Bedürfnisse ernst? Bin ich mir wichtig genug, um das zu tun, was ich von Herzen will?
Und ich hoffe, Sie haben jetzt mindestens ein Mal mit „ja“ geantwortet.
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