TRÜFFELKISTE

Lebensfreude - was wir von Eichhörnchen lernen können

das leben geniessen

Ich will aber JETZT! Was Eichhörnchen mit Lebensfreude zu tun haben

Ich liebe Eichhörnchen. Wer mir auf Facebook oder Instagram folgt, kennt meine Eichhörnchen-Fotos und weiß das.

Eichhörnchen sind pelzig, süß und knuffig. Aber sie sind nicht wirklich intelligent.

 

In unserem Garten steht ein riesengroßer Haselnussbusch, eigentlich mehr ein Baum als ein Busch. Und jedes Jahr im August entern die putzigen Eichhörnchen den Baum und leeren ihn innerhalb von zwei Wochen.

Völlig verständlich, sie haben schließlich Hunger. Das Problem ist nur: Sie packen die unreifen Nüsse, die oft zu mehreren zusammenhängen, nagen eine davon an und lassen den Rest fallen. Diese grünen Nüsse reifen nicht mehr nach. Statt also im September ausgereifte Früchte abzugreifen, die für den Wintervorrat verbuddelt werden können, stehen sie mit leeren Pfoten da.

Futter ist reichlich da, und trotzdem leben sie im Moment

Müssten ihre Instinkte nicht besser ausgeprägt sein? Denn in unserem Garten hungern sie nicht – wir füttern sie das ganze Jahr über. Damit angefangen haben wir, als ich erfuhr, dass Eichhörnchen im Frühjahr Eier und Jungvögel fressen, weil ihre Wintervorräte dann aufgebraucht sind. Und da die Vögel in Deutschland auch vom Aussterben bedroht sind, gab es ab sofort Sonnenblumenkerne für die pelzigen Kerlchen, dazu gelegentlich Mandeln oder Nüsse.

Mit diesem Wissen, dass sie versorgt sind, Woche um Woche, Monat um Monat, könnten sie doch nun dieses Wir-machen-mal-den-Baum-ratzeputz-leer aufschieben, statt sich hemmungslos den Bauch vollzuschlagen, oder? Mitnichten.

Was Eichhörnchen (vielleicht) mit dem Marshmallow-Test verbindet

Da fiel mir das Experiment von Walter Mischel aus dem Jahr 1972 ein, das als „Marshmallow-Test“ weltberühmt wurde. („Du kannst dir diese Süßigkeit entweder jetzt einfach nehmen, oder du bekommst zwei davon, wenn du wartest, bis ich in 15 Minuten zurück bin“),

Das Fazit dieser Langzeit- Studie lautet: Wenn ein Kind es schafft, einer augenblicklichen Belohnung zu widerstehen, dann erlaubt diese Fähigkeit zur Selbstkontrolle eine hohe Vorhersage über den späteren Lebenserfolg und über die Kompetenz, mit Stress und Frust umzugehen.

Eigentlich können wir es doch alle

Inzwischen gibt es Kritik an dieser Studie. Mischel sagte jedoch selbst in seinem Buch Der Marshmallow-Effekt“, die aufregendste Erkenntnis sei "die Tatsache, dass wir besser vor unseren ganz persönlichen schwachen Stellen geschützt sind (etwa der Neigung, ungewollt zuzunehmen, schnell aufzubrausen, uns gekränkt oder zurückgewiesen zu fühlen) und mit diesen Neigungen konstruktiver umgehen können, wenn wir die Fähigkeit zum Aufschub besitzen und sie entsprechend nutzen".

Ach, die Fähigkeit zum Aufschub … Ich gehe mal davon aus, dass Sie wie die meisten Erwachsenen diese Fähigkeit gelernt haben. Vielleicht nicht für alle Lebensbereiche. Kartoffelchips können meine Selbstkontrolle schon arg ins Wanken bringen.

Gegenfrage: Wie oft gönnen Sie sich etwas?

Worauf ich aber hinauswill: Wie gut sind Sie denn mit dem Gegenteil? Dem „etwas genießen“? Wie oft belohnen Sie sich? Wie oft gönnen Sie sich etwas?

Oder ist Ihnen der Satz „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ so in Fleisch und Blut übergegangen, dass Sie die kleinen und großen Freuden des Lebens immer wieder aufschieben? Dass Sie vielleicht sogar vergessen haben, wie es geht, das Genießen?

Dann könnten wir uns die kleinen pelzigen Gesellen vielleicht sogar zum Vorbild nehmen: Wir könnten uns in die Fülle eines mit köstlichen, nahrhaften Nüssen vollhängenden Lebens stürzen und genießen, was gerade alles da ist.

In diesem Moment. Und im nächsten auch. Genießen Sie Ihre Ernte!

 
Das Bild stammt von Bild von <a href="https://pixabay.com/de/users/alexas_fotos-686414/
Vielen Dank

 

 

Authors

Carmen Reuter

1000 Zeichen übrig