Zu hohe Ansprüche an sich selbst? Das Diktat des Perfekt-sein-Müssens
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Denk bitte kurz zurück an die Corona-Zeit: Damals war Schluss mit der Eitelkeit und zu hohen Ansprüchen an sich selbst – weil wir sie nicht erfüllen konnten. Der Friseur hatte geschlossen, die Frisur geriet außer Rand und Band, wir trugen Gesichtsmasken, wenn wir außer Haus gingen, und Jogginghosen, wenn wir im Home-Office arbeiteten. Wie hast du dich damit gefühlt? Warst du vielleicht sogar ein wenig erleichtert?
Inhaltsverzeichnis
Haben wir zu hohe Ansprüche an uns selbst?
Die Ansprüche an uns selbst sind hoch. Wir wenden in unserer Kultur unglaublich viel Zeit, Geld und Energie auf, um nach außen ein perfektes Bild abzugeben.
Zum Beispiel vernachlässigen viele von uns die Lebensfreude unter dem Diktat, schlank zu sein. So, als ob das Körpergewicht die ultimative Aussage sowohl über den Gesundheits- wie auch den Geisteszustand sei.
In den letzten Jahren habe ich im Coaching immer wieder Aussagen gehört, die mich ungläubig und erstaunt zurückließen.
Da sagte eine in ihrem Beruf äußerst erfolgreiche Frau, als ich sie nach ihren Erfolgen fragte, nach einer langen Pause: „Dass ich an meinem 50. Geburtstag wieder 50 Kilo wog.“ Eine andere sagte: „Ich gehe immer hungrig ins Bett.“
Wie bitte? Das sollte doch nicht sein!
Der Druck der hohen Ansprüche an sich selbst: Arbeiten bis zum Umfallen und Burnout.
Wir beschäftigen uns permanent mit Äußerlichkeiten, eben weil sie sichtbar sind. In unserer Gesellschaft hat es immer schon dazu gehört, dass bewertet und vermessen wurde. Früher war der sozialen Stand der Maßstab. Und heute?
Heute gilt: Zeige dich!
Doch diese Sichtbarkeit lädt wieder zu Kritik ein. Und weil wir uns vor dieser fürchten, legen wir noch mehr Energie in die Sisyphos-Aufgabe, perfekt zu sein. Schrauben unsere Ansprüche an uns selbst noch höher. Nicht nur im Aussehen, sondern bei allem, was wir tun.
Und werden dabei unglücklich und krank. Wir zeigen der Welt in all den Bildern in den sozialen Medien unser perfektes Leben: immer lächelnd, immer gutgelaunt, immer aufgeräumt. Und verstecken – auch vor uns selbst – unsere Menschlichkeit.
Fehler passieren – und machen uns menschlich!
Ich selbst bin das beste Beispiel dafür, dass zu hohe Ansprüche an sich selbst uns Stress machen. Als ich angefangen habe, Vorträge zu halten, wollte ich es richtig und perfekt machen. Das hat unglaublich viel Energie gekostet.
Doch immer wieder ist es passiert, dass ich – trotz bester Vorbereitung – hängen geblieben bin oder den roten Faden verloren habe, oder dass die Technik nicht geklappt hat.
Wurde ich dafür vom Publikum abgestraft? Nein, denn Dinge können nun mal danebengehen. Allezeit und immer wieder. Die Hoppalas bei den Vorträgen, die Fehler, haben mich menschlich gemacht, nahbar. Für mich als genesende Perfektionismus war das eine Riesenerfahrung.
Was ich daraus gelernt habe: Das Streben nach Qualität: wunderbar. Der perfektionistische Versuch, alles richtig zu machen? Ein Irrweg, der Leid erzeugt.
Der, die, das Perfekte wird zwar bewundert – aber, nicht geliebt!
Gestatten wir uns doch, unsere Menschlichkeit zu zeigen – statt uns von zu hohen Ansprüchen fertig machen zu lassen!
Wir könnten uns nun fragen:
- Wie soll es weitergehen?
- Wie wollen wir leben?
- Wollen wir weiter nur auf Äußerlichkeiten achten? Und ein möglichst perfektes Bild abliefern?
Mein Gegenmittel gegen zu hohe Ansprüche: Zeigen wir doch unsere Menschlichkeit. Mitsamt unseren Fehlern!
Ich habe gerade von den strengen Anstandsregeln im viktorianischen England gelesen, wo eine Lady nur als Lady galt, wenn sie ihre negativen Gefühle sorgfältig verbergen konnte. Heute schütteln wir den Kopf darüber. Und über die körperliche Prüderie, die im viktorianischen England herrschte.
Doch wie prüde sind wir selbst, wenn es um Emotionen wie zum Beispiel Scham und Verletzlichkeit geht? Da halten wir uns gerne bedeckt.
Hier können wir ansetzen. Wir könnten lernen, aufrichtiger zu sein. Die soziale Maske des „Klar, geht es mir gut“ ab und an zu lüften.
Zum Beispiel auf die Frage „Wie geht es dir?“ ehrlich antworten: „Nicht gut, im Moment treiben mich viele Ängste um.“ Anstatt zu beteuern, dass alles in Ordnung ist.
Brené Brown, Sozialwissenschaftlerin und Professorin an der University of Houston, hat zu diesen Themen weitreichende Forschungen angestellt und kommt zum Ergebnis: Um unser Leben aus ganzem Herzen leben zu können, müssen wir lernen, unsere Verletzlichkeit, unsere negativen Gefühle und unser unperfektes Menschsein zu umarmen.
Das sehe ich genauso. Unsere Unperfektheit und unsere Schwächen sind Teil unseres Menschseins. Nehmen wir sie doch an, anstatt zu versuchen, sie zu überdecken oder zu verstecken.
Manchmal brauchen wir dazu Hilfe; einen uns zugewandten Menschen aus dem Freundeskreis oder der Familie zum Beispiel. Manchmal auch einen Profi wie einen Coach oder Therapeuten. Es lohnt sich, denn die Steigerung der Lebensqualität ist immens, wenn wir unseren Perfektionismus ablegen und die Versagensängste überwinden!
Verändern dein Leben nach dem Motto: Werde wesentlich, nicht perfekt!
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Melde dich gerne bei mir. Ich freue mich auf deine Anfrage!
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