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7 Tipps, um weniger zu schimpfen und zu meckern


Aktualisiert:

18/07/2025

Erstellt:

20/07/2023

Lesedauer:

4 Min.

Wie ich immer wieder mitbekomme, bin ich nicht die Einzige, die mit Nörgeln zu kämpfen hat. Egal, ob ich die bin, die schimpft oder ob mich jemand anmotzt: Es ist und bleibt unerfreulich und für alle unbekömmlich und belastet auf Dauer jede Beziehung.

Warum können wir Meckern nur schwer lassen, auch wenn wir wissen, dass es lediglich schadet?
Weil wir es so kennen? Weil auch wir so erzogen wurden? Weil uns im Stress nur diese unglückliche Notstrategie zur Verfügung steht?

Der Automatismus

Zum einen, weil unser Gehirn permanent abcheckt, ob irgendetwas in unserer Umgebung/Leben potenziell gefährlich ist. Diese Gefahr wird sofort ins Spotlight unserer Aufmerksamkeit gerückt. Dann sehen wir wie unterm Vergrößerungsglas alles, was nicht in Ordnung ist, nicht erledigt wurde und deshalb fehlt. Grrr…

Mit dem Fachwort heißt das „Objekt-Erkennungs-Fähigkeit“. Sie gehört zu den vier Systemen unserer Persönlichkeit, mit denen wir das Leben meistern. Statt dieses fachlichen Begriffs nutze ich lieber den Ausdruck „Fehlerzoom“. Diese Beschreibung (stammt von Maja Storch) charakterisiert trefflich die Eigenschaften: wir sehen wie unter der Lupe alles, was irgendwie fehlerhaft – und damit gefährlich – ist. Es nimmt dadurch unseren gesamten Blick ein und wir können das Gute, Erledigte usw. nicht sehen.

Der Fehlerzoom warnt uns also…

Wir reagieren darauf…

Meistens in unerfreulicher Weise 🙄

Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, als ich meinen Sohn morgens für die Schule weckte. Egal, wie sehr ich es mir auch vorgenommen hatte, ihn freundlich und liebevoll zu wecken. Sobald ich sein Zimmer betrat, sah ich nur noch (wahlweise):

  • die auf einem Haufen liegenden feuchten Handtücher,
  • die schon lange fehlenden Tupper-Schüsseln mit verschimmelten Inhalten
  • achtlos hingeschmissene Schulbücher und Hefte
  • und ähnliches

Im Sekundenbruchteil verwandelte ich mich von der liebevollen Mutter in einen keifenden Drachen. Kein schöner Tagesbeginn für mein armes Kind.

Du verstehst, warum es mir ein Anliegen wurde, Strategien gegen fruchtloses Gemotze zu finden.
Allerdings – auch wenn niemand eine Mecker-Atmosphäre mag – die große Frage bleibt:

Wie bekomme ich meine Lieblinge – auch die erwachsenen – dazu, ihre Aufgaben zu erledigen ohne ständiges Nölen? Wie kann ich Ärger abprallen lassen?

Hier einige Strategien, die mir schon geholfen haben:

1. Bestehe nicht darauf, dass die Aufgabe in deinem Zeit-Verständnis getan wird.

Statt zu sagen: „Du räumst diese Kartons noch heute in den Keller!“, versuch es doch mit: „Wann planst du das mit den Kartons zu erledigen?“

Wenn möglich, erkläre, warum etwas zu einer bestimmten Zeit erledigt sein sollte:

„Schaffst du es, die Kartons aus dem Gästezimmer zu räumen, bevor deine Familie am Wochenende zu Besuch kommt?“ Das erspart es, den Partner/die Partnerin zu kritisieren.

2. Verteile Aufgaben anhand der persönlichen Prioritäten

Schon als Kind liebte ich blanke Waschbecken und glänzende Wasserhähne. Daher machte mir die Aufgabe, das Bad zu putzen, weitaus mehr Spaß als alle anderen Hausarbeiten, die in der Familie verteilt wurden. Noch heute ist es die Aufgabe, die ich vorrangig übernehme.

Meinen Mann stört hingegen eine unaufgeräumte Küche, weshalb er sie öfter in Ordnung bringt, wo sie für mich noch total in Ordnung aussieht. 😊

3. Gib dich mit Teilsiegen zufrieden

Vielleicht stellt dein Kind/dein Schatz die Teller nicht in die Geschirrspülmaschine. Aber sie aus dem Kinder-/Wohnzimmer bis zur Spüle zu tragen, ist schon eine große Verbesserung.

4. Kein Genörgle von der Seitenlinie

Wenn dein Partner die Kinder angezogen bekommt: Kritisier nicht das Outfit. Wenn du etwas in deiner Art getan haben willst, dann tu es selbst.

5. Werde dir deiner Verzerrungen bewusst

Wir alle glauben – hin und wieder – besser als der Durchschnitt zu sein. Dieser „Above Average-Effekt“ führt dazu, dass wir unsere Arbeitsleistung überschätzen und die der anderen als zu gering einstufen. Tja, und dann haben wir doch genügend Gründe, um zu motzen, wenn wir die Einzigen sind, die hier was schaffen…

6. Denk darüber nach, wie Geld dir vielleicht ein wenig Zufriedenheit kaufen kann

Finde zum Beispiel einen Teenager, der dir den Rasen mäht. Oder eine Putzhilfe, die einmal wöchentlich vorbeischaut. Könntest du vielleicht ab und an abends einen Lieferservice ordern, statt erschöpft (und schimpfend) nach eines langen Tages Arbeit noch selbst zu kochen?

Ich weiß, Geld ist zurzeit häufig knapp. Aber Konflikte in Beziehungen zu verhindern, trägt enorm zur Lebensqualität bei. Aufhören zu meckern ist ein riesiger Schub für mehr Zufriedenheit und Glück in Beziehungen!

7. Am hilfreichsten: Mach es selbst!

Doch wäge gut dabei ab. Wenn du dich irgendwann wie ein Trottel fühlst, weil du ALLES machst, dann war und ist es zu viel des Guten.

Wenn dir etwas jedoch sehr wichtig ist, dann ist dir wahrscheinlich auch die Art und Weise, wie es getan wird, sehr wichtig. Dann ran an den Speck.

Übrigens verbessert das Aufhören-mit-dem-Meckern auch deine Beziehung zu dir selbst.

Wir bemerken oft gar nicht, wie häufig wir uns selbst beschimpfen und was das dann mit unserer Laune macht. Negative Gefühle wie zum Beispiel schlechte Laune aktivieren unvermeidlich den Fehlerzoom in unserem Gehirn!

Da du nun weißt, dass du dann nur noch Fehler (das Fehlende und das Negative) sehen kannst, verstehst du jetzt, warum wir in Folge nicht mehr so leicht aus dem Schimpfen und Nörgeln hinauskommen.

Statt dich also weiter über dich selbst zu ärgern – oder über die anderen – könntest du Folgendes tun:

Versetz dich immer wieder in gute Laune, das holt dich aus dem Fehlerzoom heraus.
Bevor du also ins Zimmer deines unordentlichen Kindes gehst, lächle und erinnere dich, was du an deinem Kind schätzt und liebst. Und kleiner Extratipp: Konzentrier dich, wie goldig dein schlafendes Kind aussieht, statt den Zustand des Kinderzimmers wahrzunehmen.😉

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