Im Moment leben: Was wir von Eichhörnchen lernen können
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Wollen wir im Moment leben und jetzt genießen, was das Leben uns bietet? Oder verschieben wir wichtige Dinge auf später? Weil es vernünftig ist? In diesem Beitrag mache ich mir dazu so meine Gedanken. Inspiriert von den Eichhörnchen in meinem Garten – von denen wir einiges lernen können!
Ich will aber JETZT! Was Eichhörnchen mit Lebensfreude zu tun haben
Ich liebe Eichhörnchen. Eichhörnchen sind pelzig, süß und knuffig.
Aber sie sind nicht wirklich intelligent.
In unserem Garten steht ein riesengroßer Haselnussbusch, eigentlich mehr ein Baum als ein Busch. Und jedes Jahr im August entern die putzigen Eichhörnchen den Baum und leeren ihn innerhalb von zwei Wochen.
Völlig verständlich, sie haben schließlich Hunger. Das Problem ist nur: Sie packen die unreifen Nüsse, die oft zu mehreren zusammenhängen, nagen eine davon an und lassen den Rest fallen. Diese grünen Nüsse reifen nicht mehr nach.
Statt also im September ausgereifte Früchte abzugreifen, die für den Wintervorrat verbuddelt werden können, stehen sie mit leeren Pfoten da.
Im Moment leben und JETZT genießen – oder Selbstkontrolle und für später planen?
Als ich die Eichhörnchen beobachtet habe, fiel mir das Experiment von Walter Mischel aus dem Jahr 1972 ein, das als „Marshmallow-Test“ weltberühmt wurde. Er hat Kinder vor die Wahl gestellt: „Du kannst dir diese Süßigkeit entweder jetzt einfach nehmen und essen. Oder du bekommst zwei davon, wenn du wartest, bis ich in 15 Minuten zurück bin.“
Die Forscher haben die Kinder mehr als 40 Jahre begleitet. Sie wollten herausfinden, ob sich die Fähigkeit zur Selbstkontrolle – die Fähigkeit, auf die Belohnung zu warten – sich auf den späteren Erfolg im Leben auswirkt.
Das Fazit dieser Langzeit-Studie lautet: Wenn ein Kind es schafft, einer augenblicklichen Belohnung zu widerstehen, dann erlaubt diese Fähigkeit zur Selbstkontrolle eine hohe Vorhersage über den späteren Lebenserfolg und über die Kompetenz, mit Stress und Frust umzugehen.
Selbstkontrolle statt „im Moment leben“: so wichtig!
Inzwischen gibt es Kritik an dieser Studie. Mischel sagte jedoch selbst in seinem Buch „Der Marshmallow-Effekt“, die aufregendste Erkenntnis sei „die Tatsache, dass wir besser vor unseren ganz persönlichen schwachen Stellen geschützt sind (etwa der Neigung, ungewollt zuzunehmen, schnell aufzubrausen, uns gekränkt oder zurückgewiesen zu fühlen) und mit diesen Neigungen konstruktiver umgehen können, wenn wir die Fähigkeit zum Aufschub besitzen und sie entsprechend nutzen“.
Selbstkontrolle schützt uns also. Sie hilft uns dabei, auf uns aufzupassen und uns vor uns selbst zu schützen. Wenn wir diese Fähigkeit zur Selbstkontrolle besitzen, können wir vorausdenken und planen, haben unsere Impulse im Griff, und gehen nicht jedem Wunsch nach. Selbstkontrolle ist so gesehen eine gute Sache!
Ich gehe mal davon aus, dass du wie die meisten Erwachsenen diese Fähigkeit gelernt hast und beherrscht. Vielleicht nicht für alle Lebensbereiche, aber doch für die meisten.
Aber ach, es ist nicht immer einfach mit der Fähigkeit zum Aufschub! Bei mir können zum Beispiel Kartoffelchips meine Selbstkontrolle arg ins Wanken bringen.
Genauso wichtig wie Selbstkontrolle: Im Moment leben und genießen!
Worauf ich aber hinauswill: Wie gut bist du denn mit dem Gegenteil? Dem „etwas genießen“? Wie oft belohnst du dich? Wie oft gönnst du dir etwas? Wie oft lebst du ganz im Moment?
Oder ist dir der Satz „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ so in Fleisch und Blut übergegangen, dass du die kleinen und großen Freuden des Lebens immer wieder aufschiebst? Dass du vielleicht sogar vergessen hast, wie es geht, das Genießen?
Bei aller Fähigkeit zur Selbstkontrolle und zum Aufschieben und Warten: Für Freude und Genießen und Spontanität muss immer Platz sein im Leben. Immer!
Wir müssen doch genießen, was uns das Leben mit seinen vielen Möglichkeiten und Überraschungen anbietet. Und auch mal zugreifen, wenn es uns Freude macht – statt stets vernünftig und kontrolliert den Genuss auf später zu verschieben.
Da könnten wir uns die kleinen pelzigen Gesellen sogar zum Vorbild nehmen: Wie die Eichhörnchen könnten wir uns in die Fülle eines mit köstlichen, nahrhaften Nüssen vollhängenden Lebens stürzen und genießen, was gerade alles da ist.
In diesem Moment. Und im nächsten auch. Genieße deine Ernte!
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